Die Architektenwohnung als Labor
Beginnend mit dem Entdecken eines Raumes, dem zuvor keine Wohneignung zugesprochen wurde, ist die eigene Wohnung ein Ort vielfältiger Erfahrung und war für uns schon immer eine Möglichkeit, rasch und unkompliziert neue Dinge zu probieren, seien es Materialien, Details oder Lebensformen. Möbelprototypen, ein Boden ohne Trittschalldämmung, geklebte Fensterscharniere, Brandmelder und Feuchtemesser liefern mehr als wertvolle bauphysikalische und materialtechnische Informationen. Das Gassenlokal im Gründerzeitblock an der Schadekgasse könnte man als Versuchsanordnung in Sachen Erdgeschossnutzung ansehen. Zu Anfang wurde nach dem Einbau einer Galerie diese als kleine Wohnung und das Erdgeschoss als Büro verwendet. Nach ein paar Jahren und etlichen Kleinumbauten ist das Büro schließlich ausgezogen, die Wohnung konnte sich nach unten ausweiten. Ein Wohnzimmer auf Straßenniveau hat den Komfort einer großen Terrasse in Form des Gehsteigs vor dem Haus, muss aber auch das Problem der zu schützenden Privatheit lösen. Nach außen verspiegelte, einseitig transparente Fenster geben den Passanten etwas, das sie brauchen und nutzen, und sichern unsere Privatsphäre. Die Grenze zwischen privat und öffentlich spielt sich in dieser dünnen Schicht aus Glas ab.