Slim City

Slim City

Slim City

Slim City

Jahr2015
KundeEGW Heimstätte Ges.m.b.H
Grösse15900 m²
OrtWien
KostenEUR 16.900.000,-
BeschreibungWohntürme in dichter Packung: 178 Wohnungen mit Gemeinschaftsflächen, Geschäftsflächen Büros und Gastronomie

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In Aspern wird, als eine der möglichen Reaktionen auf die neue Gründerzeit, innerhalb der nächsten 20 Jahre auf 240 ha eine ganze Stadt inklusive See für 20.000 Bewohner und 20.000 Beschäftigte aus dem Boden gestampft. Schlüssiges Argument für den Standort: „In 15 min ins Zentrum von Wien und Bratislava“. Solch ein Unterfangen braucht starke Identifikationspunkte, von Anfang an, und Architektur kann hier viel beitragen. Hier setzt die Slim City an. 13 turmartige schmale, unterschiedlich hohe Häuser formen auf dem Baufeld gemeinsam ein eigenständiges Quartier, eine Stadt in der Stadt.

Zwischen den Häusern liegt ein urbaner Freiraum, wie man ihn sonst eher aus der gewachsenen Stadt kennt: eine Abfolge von differenzierten Plätzen und Engstellen, ähnlich und doch unterschiedlich, öffentlich zugänglich, aber auch privat genutzt, die auf vielfältige Weise durchquert und benutzt werden können. Wie zufällig entstanden, jedoch exaktest kalkuliert. Die Häuser bilden über offene Laubengänge erschlossene Einheiten aus je 2-3 Gebäuden, die beim jeweils angrenzenden Straßenraum Eingang und Adresse haben. Die Gebäude mit insgesamt 178 Wohnungen gehorchen einem Kanon von Bildungsregeln. Regelgeschosse gibt es, solange die äußeren Bedingungen mehr oder weniger gleich bleiben, auf neue Umstände wird umgehend durch neue Grundrisse eingegangen. Durch Sonderwohnformen, Kleinstbüros, gewerbliche Nutzung an den Straßen, ein Cafè mit Partykeller, einen großen, durchorientierten Gemeinschaftsraum mit FM-Stützpunkt wird das Erdgeschosswohnen zugunsten der Allgemeinheit zurückgedrängt.

Wolfgang Thaler

Vernetzte Zwischenräume

Die Verzahnung mit dem öffentlichen Raum (Straßen, Gehsteige, Quartiersplatz) erfolgt über differenzierte Übergänge. Das ganze Areal ist frei zugänglich. Ein Platz für alle Generationen und Nutzer: die Erdgeschoßzone ist Kleinkinder,- Kinder- und Jugendspielplatz in einem, und Aufenthaltsort der Erwachsenen. Die Überlagerung der Nutzungsbereiche ist bewusst als Verhandlungsraum angelegt, um die Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppen anzuregen: der Ball rollt zur Bank der Pensionistin, die daraufhin mit dem kleinen Buben ein Gespräch anfängt. Bodenmarkierungen regen Nutzungen an und erleichtern die Unterscheidung zwischen öffentlichem Raum und Privatterrasse. Aufgrund der vielen dezentralen Eingänge im Erdgeschoß und einer fast demonstrativen Urbanität der Pionierstadt Seestadt ist der Boden weitgehend asphaltiert. Inszenierte Versickerungsflächen an denen sich bei Starkregen Lacken bilden sind die Schwerpunkte einer Begrünung die aus den Ritzen dringt.

Blockstruktur

Die im Masterplan angelegte Blockrandstruktur schien uns zu hermetisch für eine neue Stadt mit alternativem, quasi autofreiem, Mobilitätskonzept. Daher wurde im Rahmen der Widmung die Auflösung in Baukörper und Durchlässigkeit nach allen Seiten umgesetzt. Die Kante zum Straßenraum ist dennoch da, denn trotz der Porosität produziert das Quartier eindeutig ein Außen und ein Innen.

Wolfgang Thaler
Wolfgang Thaler

Erschliessung

Jeweils zwei bis drei Häuser werden durch außenliegende Laubengänge, eine Außentreppe und einen in eines der Häuser integrierten Lift gemeinsam erschlossen. Die Laubengänge sind – um sie vor Schlagregen und Schneeeinfall zu schützen mit gelochtem Trapezblech ( min. 50% Lochanteil), welches ohne Unterkonstruktion von Decke zu Decke spannt, umhüllt (Erscheinung wie Vorhang: von außen fast nicht transparent, von innen äußerst transparent – nachts umgekehrt).

Die gemeinsam erschlossenen Gruppen tragen die Namen Haus 1 bis Haus 5. Jeder Gruppe ist ein eindeutig erkennbarer Zugang von der Straße aus zugewiesen. Die Erschliessung ist sehr ökonomisch. Nur 5 Aufzüge erschließen 178 Wohnungen. Teilweise werden bis zu 9 Wohnungen pro Geschoss von einer Treppe, einem Aufzug erschlossen.

Ausblicke-Algorithmus der Wohnungen

Solch eine Dichte ist nur bei entsprechendem Innenleben der Häuser möglich: Die 13 turmartigen Gebäude beinhalten in der Regel 2 Wohnungen pro Geschoss. Fast alle Wohnungen sind daher 3-seitig orientiert und bieten Ausblicke in verschiedene Richtungen und Situationen. Zumindest ein weiter Blick pro Wohnung ist gegeben, Vordergrund und Weitblick werden durch die Situierung der Häuser ebenso gezielt gesteuert wie Überblick über Plätzchen. Die Verdrehung der Häuser zueinander verhindert den gegenseitigen Einblick in ungewöhnlichem, störendem Ausmaß.

Fenster:Fensterlagen und Größen folgen einem Helligkeitsalgorithmus, tendenziell von unten nach oben in der Größe abnehmend und einem Ausblicksalgorithmus, tendenziell in Anzahl von unten nach oben zunehmend. Dadurch sind die Fenster je Geschoss verschieden angeordnet.

Vertikale Grammatik

Um jeder Wohnung auch von der Erdgeschossebene abgehobene Flächen zu ermöglichen sind die untersten beiden Geschosse als Maisonetten organisiert. Um Erschließungsflächen zu minimieren sind die beiden obersten Geschosse – wenn nicht ohnehin ein Laubengang aus anderen Gründen vorbeiführt – als Maisonetten organisiert. Zwischen erdgeschossigen Maisonetten (EG und 1.Stock) und den Maisonetten in den obersten beiden Geschossen sind – als Regelgeschosse – ebene Geschosswohnungen.

Die geforderten und für eine funktionierende Mischnutzung erforderlichen nutzungsoffenen Räume (Raumhöhe >3m) sind so in die Gesamtstruktur gestreut, dass nicht nur in bodennahen Bereichen, sondern auch in mittlerer Höhenlage, zusammenhängende Flächen für Nichtwohnen entstehen.

Der gesamte siedlungsbezogene Freiraum ist ein Ort des Spiels und des Aufenthalts. Aktivfelder rufen die Kinder und jüngere Jugendliche zum Klettern, Laufen, Rutschen, Balancieren etc. auf. Vielfältige Wege ermöglichen immer neue Streifzüge mit Scooter, Laufrad, Inlineskater und anderem Gerät oder einfach nur gehend. Dezentrale Fahrradabstellplätze befinden sich oberirdisch entlang der Gartenmauern und in unmittelbarer Nähe der 5 Zugänge.

Auch da: Ein Kardinalfehler von Siedlungsentwicklungen seit Beginn der Moderne ist die Monofunktionalität vieler neuer Quartiere, in denen sich das Leben wie man es aus der gewachsenen Stadt kennt, nur schwer einstellt. Ein großer Verdienst der Seestadt Aspern ist die Realisierung einer Mischnutzung von Beginn an.

Erdgeschoss
1 Zuckerlgeschäft, 2 Tierarzt, 3 Fahrradgeschäft, 4 IT-Service, 5 Kindergruppe, 6 SOS Kinderdorf, 7 Kosmetik, 8 Café, 9 Mietbüro / Lernhilfe, 10 Keksbüro, 11 Slim City Center, 12 Objektbetreung

1. Obergeschoss

5. Obergeschoss

Fotos und Video: Wolfgang Thaler