Wohnen am Park

Wohnen am Park

Wohnen am Park

Wohnen am Park

Jahr2009
ProjektartGutachterverfahren, 1. Preis
Grösse22.450 m²
OrtWien
KostenEUR 26.000.000,-
Beschreibunggeförderter Wohnbau; 272 Wohnungen und Gemeinschaftsräume

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Individualitätsstiftung und Nachbarschaft trotz Größe, Singularität trotz Standards

Das ehemalige Nordbahnhofgelände ist eines der zentralen Nachverdichtungsgebiete Wiens. Hier entsteht gerade ein Viertel, das letztendlich 20000 Bewohner und Beschäftige aufnehmen wird. Wohnen am Park war einer der Pioniere dieser Entwicklung, mit privilegierter Lage direkt am neuen Stadtteilpark, durch die U1 ans Zentrum angebunden, die Donauinsel liegt als Naherholungsgebiet direkt vor der Tür.

Hertha Hurnaus

Der im Wohnbau allgegenwärtige ökonomische Druck zur Standardisierung wird hier zum Spiel: Nur drei Grundtypen von Wohnungen, eine monoorientierte Geschosswohnung zum Park, eine Maisonette mit Luftraum zur Vorgartenstraße und eine durchorientierte Wohnung am Ende des jeweiligen Ganges, sind das Alphabet des Hauses. Sie produzieren, einer einfachen Grammatik folgend, eine Fassade, die überall ähnlich, aber nirgendwo gleich aussieht. Die Abhängigkeit der Entscheidungen untereinander produziert ein organismisches Ganzes, eine begründete Anordnung. Wenn sich etwas ändert, muss sich alles ändern. Aus Standards entsteht eine identitätsstiftende Singularität des Ortes, eine klare Absage an die Idee des Neutralen.

Das Prinzip gilt folglich auch für die innere Erschließung: Das im Grunde einfache Erschließungssystem – vertikale Stiegenhäuser mit geschossweise angeschlossenen Mittelgängen – äußert sich dennoch an keiner Stelle gleich: Die durchwegs natürlich belichteten Gänge, oder besser Wege im Haus, werden immer an anderer Stelle von durchorientierten Wohnungen beendet, das heißt, die Gänge sind verschieden lang, zum Gang orientierte Lufträume im Rücken der Maisonetten schaffen vertikale Verbindungen, oft über mehrere Geschosse. Die entstehenden 22 „Luftblasen“ sind pragmatisch gesehen Brandabschnitte und eine willkommene Portionierung des großen Hauses in überschaubare Nachbarschaften. Der Bewohner, der im falschen Stock aus dem Lift steigt, bemerkt, dass etwas nicht stimmt, bevor der Schlüssel nicht sperrt. An der Fassade sind die inneren Wege für Fortgeschrittene lesbar. Wir lieben den Gedanken, dass ein Bewohner – vielleicht erst nach Jahren – beim Picknick im Park das Haus von außen zu lesen lernt. Das Erdgeschoss ist weitgehend frei von Bebauung und öffnet unter dem Haus hindurch den Park zur Straße. Eine eigene Interpretation des in der Widmung geforderten Vorgartens. Die Eingangslobbys verbinden durch Eingänge an beiden Seiten Straße und Park. Der überdeckte Bereich ist allgemein zugänglich und bietet auch der umgebenden Nachbarschaft Raum zur Benutzung an.

Herta Hurnaus

Im selben Kontext wurde ein 500 m2 großes Kunstprojekt realisiert, für das – kuratiert von Li Tasser – 22 renommierte wie junge Künstler Werke für das Haus schufen, die den jeweiligen Ort des Kunstwerkes prägen. Zur Eröffnung gab es ein großes Fest mit Künstlern und Bewohnern. Die an sich nicht so kunstaffine Umgebung Wohnbau findet durch täglichen Kontakt mit den Werken ihren Ausgleich.

Fotocredits: Margherita Spiluttini, Hertha Hurnaus, Roland Krauss